Die Ausstellung zu DC Open 2018 mit neuen Werken von Jens Wolf ist bereits die achte Einzelausstellung des Berliner Malers Jens Wolf bei der Kölner Galerie Hammelehle und Ahrens.
Auf zurückhaltende Weise nehmen Jens Wolfs abstrakte Gemälde den Betrachter gefangen. Das Zusammenspiel von einfachen geometrischen Formen und von reduzierter, teils auch kraftvoll-leuchtender Farbigkeit lädt zum lustvollen Schauen ein.
Auch die exakt ausgeführten „scharfen Kanten“ zwischen den aneinandergrenzenden, gleichmäßigen Farbflächen verführen das Auge. Doch das Versprechen des auf den ersten Blick erwarteten „perfekten Bildes“ wird nicht eingelöst, sondern durch zarte wie auch offensive Eingriffe gebrochen. Kalkuliert gesetzte Bruchstellen, die nur den Anschein des Zufällig-Fehlerhaften vermitteln, erzeugen irritierende, spannungsvolle Momente. Sie zerstören diese kühle Ästhetik der idealen Komposition: Streifen sind unterbrochen, Formen wirken wie ausgefranst, Klebebandrückstände, Spuren der Bildherstellung oder Bleistiftlinien sind sichtbar belassen.
Auch die ebenmäßig aufgetragene weiße Acryllasur ist stellenweise abgeschliffen oder abgeplatzt. Der Bildgrund – eine handelsübliche Sperrholzplatte – tritt mit beschädigten, gewellten Partien und ihrer natürlichen Maserung in Erscheinung. Neben vorgetäuschten Abnutzungsspuren formaler Art sorgen auch die Motive für Disharmonie, wenn Kreise wie aus dem Bild gedrängt erscheinen, Linien abgebrochen ins Leere laufen, ein Versatz den Bogen eines mehrfarbigen Streifens stört. Das Unvollendete, Fragmentarische, Rissige ist inszeniert. Es unterläuft die vermeintlich angestrebte Perfektion mit akkuraten Kanten und makelloser Glätte.
Es sind diese diskreten, subjektiven Gesten, die überraschend doch einen persönlichen Ausdruck ablesbar machen. Vielleicht vermitteln diese Zeichen des Irrationalen, Fragilen und Verwundbaren gar eine subversive Verweigerung dieses Perfekten? In seinen Gemälden stellt Jens Wolf mehr oder weniger konkrete Referenzen unter anderem zur Hard Edge-Malerei mit ihren bezeichnenden harten Kanten her. Bildquellen findet Wolf ebenso in der disziplinübergreifenden, theoriestarken Richtung des Konstruktivismus und der Konkreten Kunst. Das geometrische Formenvokabular und die reduzierte Farbgebung sind kennzeichnend und stehen in engem Bezug zu Wolfs Bildern.
aus: Franziska Brückmann, „Risse in der Wirklichkeit“, Marta Herford, Herford 2017